UNICEF zeichnet den iranischen Fotografen Arez Ghaderi für sein Porträt eines lächelnden Nomadenmädchens mit dem ersten Preis des Wettbewerbs „UNICEF-Foto des Jahres 2016“ aus. Das strahlende Lächeln des Mädchens macht das Foto zu einem Symbol für die Widerstandskraft, mit der Kinder immer wieder selbst schwierigsten Lebensumständen ihr Recht auf Unbeschwertheit entgegensetzen.
„Armut kann nicht glücklich machen. Nirgendwo. Aber im UNICEF-Foto des Jahres 2016 offenbart sich ein Kinderrecht: das Recht, manchmal einfach unbeschwert zu sein“, sagte Peter-Matthias Gaede, Vorstandsmitglied von UNICEF Deutschland.
Das Siegerbild: Die Verteidigung des Lächelns
Ein tapferes Lächeln, vielleicht sogar ein Augenblick wirklicher Freude. Es ist diese Widerstandskraft, diese Strahlkraft eines Mädchens auf einer Müllhalde im Iran, die das Bild des im Westen weithin unbekannten Fotografen Arez Ghaderi zu einem Symbolbild macht. Zum Ausdruck einer manchmal auch verzweifelten Hoffnung.
Der 27 Jahre alte Iraner, als freier Fotograf arbeitend, hat das Mädchen in einer provisorischen Zeltstadt irgendwo in der Razavi-Khorasan Provinz getroffen. Belutschen-Familien aus der Grenzregion zu Afghanistan und Pakistan haben sich hierher aufgemacht auf der Suche nach neuen Chancen.
Während die Erwachsenen in nahen Dörfern nach Arbeit suchen, streunen die Kinder über Plastikberge, um aus ihnen herauszuklauben, was noch nutzbar sein könnte. Eine Kindheit, wie wir sie kennen, haben diese Mädchen und Jungen nicht. Aber sie spielen – und verteidigen ihr Lächeln gegen die erdrückende Macht von Armut und Not.
„Arez Ghaderi hat einen Moment des „Trotzdem“ eingefangen“, sagte die aus dem Iran stammende und in Deutschland aufgewachsene Schauspielerin Jasmin Tabatabai bei der Preisverleihung in Berlin. „In unserer Welt voller Katastrophen vermittelt sein Foto die Hoffnung, dass selbst elende Lebensumstände die Fröhlichkeit und spielerische Leichtigkeit von Kindern nicht völlig zerstören können."
Im Iran gelang es in den letzten 25 Jahren die Kindersterblichkeit von 54 auf 16 Todesfälle pro tausend Neugeborene zu senken. Die Alphabetisierungsrate stieg von 54 auf 85 Prozent. Aber ähnlich wie in anderen Schwellenländern haben hier viele Kinder eine sehr harte Kindheit.
2. Preis: Stunde der Verzauberung
Es ist Nacht angebrochen in Idomeni. Eine Nacht zwischen weiteren Tagen des Wartens, der Bewegungslosigkeit, der Ungewissheit. Über 12.000 Flüchtlinge, meist aus Syrien und in der Mehrzahl Kinder und Jugendliche, harrten im Frühjahr 2016 hier an der griechisch-mazedonischen Grenze aus; gestoppt auf ihrem Weg nach Deutschland, von dem viele träumen.
Freiwillige Helfer haben ein Behelfskino unter freiem Himmel aufgebaut, um sie aus der Lagerrealität zu entführen und ihre Gedanken verreisen zu lassen. Der 1985 im Gaza-Streifen geborene, gegenwärtig in Köln lebende und für internationale Medien arbeitende Fotojournalist Ali Nouraldin, hat diese Stunde der Verzauberung während eines längeren Aufenthalts in Idomeni eingefangen.
Besonders berührt haben ihn die ebenso bangen wie hoffnungsvollen Fragen, die ihm immer wieder von den Flüchtlingen gestellt wurden. So griff ein kleines Kind nach seiner Hand und ließ sich erwartungsvoll von den Schulen in Deutschland erzählen.
3. Preis: Die Kinder, die aushalten müssen
Duma, die neuntgrößte Stadt Syriens, nicht weit von Damaskus. Eine Stadt im Krieg, voller apokalyptischer Szenen, voller Begegnungen mit Blut, Schmerz und Tod. Auch für die Kinder. Der in Duma geborene und für die Agentur epa arbeitende Fotojournalist Mohammed Badra hat ursprünglich Architektur studiert.
Doch der Krieg wandelte ihn: Er wurde zum Zeugen der Ereignisse, er leistete erste Hilfe für den Roten Halbmond, die Schwesterorganisation des Roten Kreuzes und engagierte sich in der psychologischen Betreuung von Opfern des Bürgerkriegs.
Badras Bild der beiden festlich gekleideten Kinder, der feste Blick des Mädchens in Weiß, der unruhige Blick des Mädchens in Rot, die mit Einschusslöchern übersäte Wand – ein fast surrealer Moment im Waffengetöse. Wovon auch seine Aufnahmen unterirdischer Spielplätze zeugen. Laut UNICEF leben in Syrien derzeit über eine halbe Million Kinder in belagerten Städten.
Sieben weitere Reportagen hob die Jury mit ehrenvollen Erwähnungen hervor
- Yahya Arhab, Jemen (epa, european pressphoto agency), Reportage: Die, die gar nicht vergessen können (Jemen)
- Laura Boushnak, (Frankreich), (Rawiya Collective), Reportage: Weshalb Mohammed das Schwimmen so liebt (Libanon)
- Mauricio Lima, Brasilien (für New York Times), Reportage: Ankommen, endlich ankommen! (Europa)
- Kirsty Mackay, Großbritannien (Institute), Reportage: Ist etwas schlimm an Rosarot? (Großbritannien)
- Alex Masi, Italien (freier Fotograf), Reportage: Und sie sollen Krieger werden (Ukraine)
- Jordi Pizarro, Spanien (freier Fotograf), Reportage: Gutes kommt zusammen (Indien)
- Benedikt Ziegler, Deutschland (Student MA der Fotografie, Hochschule Dortmund), Reportage: Wenn eine „Altenkrankheit“ schon Kinder martert (Deutschland)
„Die Bilder und Reportagen des Wettbewerbs belegen die Offenheit und Beobachtungskraft, mit der sich Fotojournalisten auf die Welt der Kinder einlassen“, sagte Prof. Rolf Nobel, Vorsitzender der Jury unabhängiger Fotoexperten. „Statt unsere medial erzeugten Erwartungen mit spektakulären Bildern zu bedienen, erzeugen sie Einfühlung und Verstehen.“
Seit seiner Gründung vor 70 Jahren, am 11. Dezember 1946, haben Fotografen die Arbeit von UNICEF begleitet und mit ihren Reportagen und Bildern auf die Situation der Kinder aufmerksam gemacht. Der internationale Wettbewerb „UNICEF-Foto des Jahres“ wurde im Jahr 2000 von UNICEF Deutschland ins Leben gerufen. Jedes Jahr werden seither Bilder und Reportagen professioneller Fotojournalisten prämiert, die die Persönlichkeit und die Lebensumstände von Kindern auf herausragende Weise dokumentieren.
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