Die Entwicklung des Smartphones, die immer besser werdenden integrierten Kameras und die Möglichkeit Fotos sofort und ganz einfach mit Familie, Freunden und Fremden zu teilen hat die Art wie und in welchen Situationen wir Fotos machen und wir diese „konsumieren“, grundlegend verändert. Die Smartphone-Kamera wird nicht nur für spontane Schnappschüsse genutzt, sondern hat auch viele Menschen dazu inspiriert, sich intensiver und auf eine sehr kreative Weise mit der Fotografie auseinanderzusetzen und mit diesem neuen Tool innovative Ideen zu entwickeln. So ist in den letzten Jahren eine vielfältige Fotokultur entstanden, die das Team des Blogs mobilephotography.de der Community zeigen möchte.

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Salomé Weber
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Wer steckt hinter dem Team von mobilephotography.de?

Das Kernteam von mobilephotography.de besteht aus uns: Jan Kickinger (@kickin) und Moritz Möller (@brainyartist). Daneben gibt es aber eine Reihe von Leuten aus der nationalen und internationalen Community, die uns bei Photowalks, bei Social Media-Kampagnen, bei Übersetzungen oder in technischen Fragen unterstützen.

Da ganz unterschiedliche Kompetenzen gefragt sind und alle nur aus Spaß an der Sache mitarbeiten, wechseln die Leute immer mal wieder.

Was fasziniert euch an der mobilen Fotografie?

Uns faszinieren vor allem die vielfältigen Möglichkeiten, die sehr viel Bewegung in die Fotografie gebracht haben. Die Kamera mit Internetanschluss (was das Smartphone ja ist) hat die Fotografie um die Ebene der direkten Kommunikation erweitert. Heutzutage ist es für viele Smartphone-Nutzer selbstverständlich – zumindest in den Ländern, in denen die Technologie verfügbar ist und in Gesellschaften, die davon durchdrungen sind – ein Foto von ihren Erlebnissen via Instagram, Snapchat, Whatsapp, Facebook oder anderen Kanälen zu teilen. Wir senden uns eher Fotos, anstatt lange Texte zu schreiben, weil es viel einfacher ist und sehr schnell geht.

Denkt ihr, dass sich die Fotografie durch Smartphones verändert hat?

Ja, durch die Entwicklung von sehr guten Smartphone-Kameras hat sich natürlich auch die Fotografie verändert. Um die Kamera eines Smartphones zu bedienen, muss man kein Experte sein. Anders als bei teuren professionellen Kameras, kann jeder ein Smartphone bedienen und die meisten haben es immer dabei.

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(c) Jan Kickinger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jeder kann nun ein Fotograf sein – man spricht auch davon, dass die Fotografie demokratisiert wurde, was jedoch nicht stimmt, weil es davor keine autoritären Herrschaftsstrukturen gab. Doch sie ist nun viel breiter und in einer höheren Intensität verfügbar. Unsere visuelle Kultur hat sich dadurch extrem beschleunigt und verändert sich stetig, während sie im Kern den immer gleichen Parametern folgt. Es fühlt sich allerdings auf jeden Fall demokratischer an.

Hat sich dadurch auch unsere Art zu kommunizieren verändert?

Wir können den Inhalt der Bilder (z.B. Selfies, Fotos von Food oder Katzen) inzwischen sehr leicht lesen, decodieren und einordnen oder filtern, weil sie in einem bestimmten Kontext existieren. Doch wir kommunizieren nicht nur mit Bildern, wir sprechen auch über diese.

Durch Plattformen wie Instagram oder EyeEm kommen Fotografen miteinander ins Gespräch. Sie treffen sich auf Instameets oder ähnlichen Veranstaltungen persönlich, tauschen sich aus und lernen voneinander. Fotografie ist dadurch zu Open-Knowledge geworden.

„Uns fasziniert diese Entwicklung, die ja immer noch am Anfang steht und sich täglich entwickelt und verändert“

Das Smartphone ist dabei das perfekte Allround-Werkzeug: Wir tragen es als ständigen Begleiter bei uns und können so alle Motive aufnehmen, die uns unterwegs begegnen. Gleichzeitig dient das Smartphone nicht nur als Kamera, sondern auch als Computer mit umfangreichen Bearbeitungstools – also praktisch als persönliches Fotolabor im Taschenformat.

Diese Möglichkeit, Bilder spielerisch und ohne immense Softwarekosten zu bearbeiten, hat viele Nutzer erst an die Fotografie heran geführt und zu Fotografen gemacht. So haben sich in den letzten Jahren sehr viele neue Fotostile entwickelt. Zum Beispiel wurden klassische Bildmotive so oft wiederholt, bis etwas Eigenes daraus entstanden ist. Ein Beispiel dafür sind  die spiralförmigen Treppen (#spiralstaircases), die an das berühmte Treppen-Foto "The Var depertment" angelehnt sind, das Henri Cartier-Bresson  1932 in „Hyères“ aufgenommen hat.

Uns fasziniert diese Entwicklung, die ja immer noch am Anfang steht und sich täglich entwickelt und verändert – durch technologische Innovationen, wirtschaftliche und soziale Faktoren, die sich am Ende in Bildern wiederspiegeln. Davon möchten wir im Blog erzählen.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Plattform mobilephotography.de zu entwickeln?

Wir waren von Beginn an, das heißt mit dem Erscheinen des ersten iPhones, beide sehr aktiv in unterschiedlichen Foto-Communities in Berlin. Jan als Ambassador bei EyeEm und ich als Manager von IgersBerlinofficial. Darüber haben wir viele neue Bekannte und Freunde aus der Smartphonefotografie-Szene kennengelernt. Zu Anfang war diese Szene noch recht überschaubar, aber mittlerweile kennen wir Menschen aus der ganzen Welt und tauschen uns mit diesen aus. Uns fasziniert vor allem das kreative Potenzial, das in dieser Szene steckt. Wir haben schon so viele großartige Fotografen gefunden und freuen uns immer wieder, wenn wir neue Talente entdecken.

Die Smartphone-Fotografie hat uns quasi infiziert. Wir haben unsere Leidenschaft für die Fotografie völlig neu entdeckt und wollten diese Erfahrung mit anderen teilen. Nach ein paar Monaten Brainstorming haben wir dann einfach mit dem Blog angefangen.

Ihr veranstaltet Photowalks, Wettbewerbe, Ausstellungen, gebt Tipps zu Fotobearbeitungs-Apps und Zubehör und stellt interessante Fotografen vor – welches Ziel verfolgt ihr mit diesen Aktivitäten bzw. was möchtet ihr mit eurem Blog erreichen?

Es geht uns vor allem darum, untereinander auf interessante Entwicklungen oder kreative Fotografen und Projekte aufmerksam zu machen sowie Interessierte aufzuklären und den Einstieg zu erleichtern. Über die Zeit haben sich spannende Projekte und Kooperationen mit anderen Partnern daraus ergeben. So gibt es seit einiger Zeit zum Beispiel gemeinsame Photowalks mit den Staatlichen Museen in Berlin. Bei diesen sogenannten „Empty Walks“ erhalten wir nach den offiziellen Öffnungszeiten exklusiven Zugang zu den Museen. Wenn alle anderen Besucher bereits gegangen sind, können wir uns dort weitgehend frei bewegen und fotografieren.

(c) Moritz Möller

Auf einem Photowalk ist  jeder willkommen, egal welchen Alters, mit welchem fotografischem Vorwissen oder welcher Kamera er dort ankommt. Wichtig ist nur, dass man Freude am Fotografieren hat und sich mit den anderen Teilnehmern austauschen möchte. Die aktuellen Veranstaltungen sind auf dem Blog und unserer Facebook-Seite zu finden.

Seitdem wir das machen hat sich viel verändert. Die Übernahme von Instagram durch Facebook und die Bestrebungen, die App nun auch zu monetarisieren, haben dafür gesorgt, dass die Popularität von Instagram rasant gestiegen ist und die Userzahlen ein rasantes Wachstum erfahren haben.

Vor einigen Jahren war Instagram noch relativ unbekannt, die Community recht überschaubar und unter sich. Viele kennen sich bereits aus dieser Zeit und bedauern den Wandel von Instagram. Damals gab es zum Beispiel noch keine Werbung.

„Besonders spannend finden wir gerade die aktuellen Entwicklungen von Tools, die die automatische Verwaltung und Suche bis hin zur Bewertung von Fotos mit Hilfe von Algorithmen ermöglichen.“

Für uns ist es aber neben solchen wirtschaftlichen Fragen auch wichtig darüber zu informieren, was künstlerisch und technologisch passiert. Da sind dann Fotowettbewerbe, Ausstellungen, Portraits einzelner Künstler oder auch die neuesten Entwicklungen bei Smartphones und Apps als Themen wichtig.

Besonders spannend finden wir gerade die aktuellen Entwicklungen von Tools, die die automatische Verwaltung und Suche bis hin zur Bewertung von Fotos mit Hilfe von Algorithmen ermöglichen. Das Berliner Startup EyeEm bietet so etwas mit seiner neuesten App „The Roll“ an. Das alles verändert die Fotografie, deren Möglichkeiten aber auch die Community. Über diese Trends wollen wir auf unserem Blog berichten.

Welche Smartphone-Fotografen sollte man sich unbedingt mal anschauen?

Das ist eine schwierige Frage, da wir selbst ständig auf der Suche nach herausragenden Fotografen sind und es in der täglichen Bilderflut gar nicht so leicht ist, die wirklichen Perlen aus diesem unendlichen und ständig wachsenden Meer zu fischen.

(c) Moritz Möller

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Account von @efi_o auf Instagram lohnt sich, wenn man sich für besondere Portraits von Menschen, aufgenommen auf der Straße, interessiert. Wer sich für sehr farbenfrohe minimalistische Fotos und Architektur begeistern kann, der sollte sich den Feed von @logopaede ansehen. Ebenfalls überwiegend recht minimalistische Bilder mit wunderschönen Details und interessanten Bildkompositionen sind auf dem Account von @mariposa_730 aus Philadelphia zu finden. Ganz großartige und beeindruckende Portraits von Shawn Theodore findet man auf seinem Instagram-Account @_xst. Es gibt so viele tolle Fotografen…

Welche Smartphones nutzt ihr für eure Fotos?

Jan benutzt ein iPhone 6 und Moritz ein iPhone 6s. Wir haben beide aber auch schon mit Geräten anderer Hersteller wie Samsung, Sony oder LG experimentiert und gearbeitet.

Und welche Bildbearbeitungs-App empfehlt ihr?

ProCamera, VSCO, Snapseed sind die Favoriten von Moritz. Jan nutzt diese Basics auch überwiegend, zusätzlich für Schwarz/Weiß-Fotos aber noch die App MPro. Aber auch mit der Instagram- oder EyeEm App lassen sich die Fotos inzwischen gut bearbeiten. Da muss jeder etwas rum probieren und seine persönlichen Vorlieben finden. Hat man sich erstmal daran gewöhnt und werden die Apps von den Entwicklern regelmäßig aktualisiert, dann bleibt man meistens auch dabei.

Welche generellen Tipps könnt ihr Anfängern für Smartphone-Fotografie geben?

Das Wichtigste ist Spaß an der Fotografie zu haben. Das ist die Voraussetzung. Dann sollte man sich viele Fotos ansehen, diese „studieren“ und sich davon inspirieren lassen. Und dann natürlich raus gehen und Fotos machen, viele Fotos! Einen Blick für Motive entwickeln. Das kann man lernen.

Am besten indem man einfach anfängt, Dinge auszuprobieren. Wenn man dann herausgefunden hat, welche Motive und welche Art der Fotografie einem am meisten Spaß macht, dann dran bleiben und dieses Thema vertiefen und üben, um irgendwann einen eigenen Stil zu entwickeln.

„Man sollte nicht ständig danach schauen, was bei anderen gut läuft oder welche Bilder die meisten Likes bekommen.“

Für das Editing mit Apps gilt grundsätzlich weniger ist mehr. Apps zur Bildbearbeitung sollten also möglichst sparsam und nur sehr behutsam verwendet werden. Es kann eine gute Motivation sein, sich selbst Aufgaben zu stellen und zum Beispiel mal einen Tag lang nur Dinge in blau oder rot zu fotografieren. Am nächsten Tag dann vielleicht nur runde oder eckige Dinge usw. Da gibt es endlose Möglichkeiten. Man hat ja seine Kamera täglich dabei und kann immer mal fünf Minuten probieren, wenn das Licht gerade gut ist oder man ein Motiv entdeckt das einen interessiert. Alles ist erlaubt!

Man sollte nicht ständig danach schauen, was bei anderen gut läuft oder welche Bilder die meisten Likes bekommen. Außerdem kann man sich natürlich einschlägige Tutorials zum Thema ansehen und dies ausprobieren. Es hilft auf jeden Fall auch, mal an einem Photowalk teilzunehmen und sich mit den anderen Fotografen auszutauschen, um voneinander zu lernen. Viele Leute sind da scheu, aber es macht den meisten dann doch Spaß und die Community ist da wirklich sehr offen und hilfsbereit. Aber wie gesagt, das Wichtigste ist der Spaß dabei!

Leica und Zeiss haben es vorgemacht und mit Smartphone-Herstellern (Huawei, Microsoft bzw. Nokia) kooperiert, um bessere Kameras zu entwickeln - Wie denkt ihr wird sich die mobile Fotografie in Zukunft weiterentwickeln bzw. was wünscht ihr euch?

Es wird mit jeder neuen Generation von Smartphones einen Innovationssprung in Sachen Technik, Ausstattung und Software/Apps der Kameras geben. Jüngstes Beispiel ist das gerade von Apple vorgestellte iPhone 7. Das iPhone 7 Plus hat nun ein Weitwinkelobjektiv mit einer noch größeren Blende und direkt daneben ein zusätzliches Teleobjektiv verbaut. Damit werden die Unterschiede in Sachen Auflösung und Möglichkeiten, aber auch die noch bestehenden technischen Nachteile der Samartphone Kameras, dem technischen Stand konventioneller Kameras immer mehr angeglichen, und es ist kaum noch möglich zu erkennen womit ein Foto aufgenommen wurde.

Künftig macht es, mal abgesehen vom professionellen Bereich, kaum noch Sinn sich eine konventionelle Kamera anzuschaffen. Selbst die Profis nutzen immer häufiger Smartphones für ihre Fotos.

Interessant und spannend dürften insbesondere (wie schon erwähnt) Software-Lösungen zum Verwalten, Organisieren, Suchen und Filtern der riesigen Bilddaten sein. Manuell ist dies kaum noch zu bewältigen und intelligente Algorithmen werden uns diese Arbeit immer mehr abnehmen bzw. uns dabei unterstützen. Wenn Algorithmen Fotos nach bestimmten Kriterien auswählen und bewerten, wird sich auch die Bildsprache langfristig verändern.

Spannend ist außerdem, was sich für die Fotografie im Bereich Augmented Reality in Verbindung mit Virtual Reality-Brillen entwickelt. Es wird in sehr kurzer Zeit ganz neue Anwendungen und Möglichkeiten geben, an die wir im Moment noch gar nicht denken.

Liebes mobilephotography.de-Team, vielen Dank für das Interview!

Titelfoto: (c) Jan Kickinger / mobilephotography.de

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