Im digitalen Zeitalter sind Smartphones und Co längst zu Alltagsgegenständen geworden, die uns überall begleiten. Viele können sich ein Leben ohne die cleveren technischen Freunde längst nicht mehr vorstellen und verlassen sich in allen Lebenslagen auf sie. Ist das nun klug und als technischer Fortschritt zu verzeichnen oder verdummen wir sogar durch die Nutzung der Geräte, weil wir unser Gehirn weniger benutzen, wie Kritiker behaupten?

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Kerstin Corea
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Smartphones halten geistig fit und jung

Eine jüngst im Magazin „Intelligence“ veröffentlichte Studie vom IIASA (Internationales Institut für angewandte Systemanalyse) hat dazu Folgendes herausgefunden: Die Forscher untersuchten insgesamt 3000 Menschen im Alter von über 50 Jahren in England und Deutschland und verglichen deren geistige Fähigkeiten mit Daten von 2006. Die Testpersonen mussten dabei unter anderem Tests zum Wortschatz und zur Gedächtnisleistung sowie einen generellen IQ-Test ablegen. Das Ergebnis: Im Schnitt entsprechen die geistigen Fähigkeiten der 60-jährigen Senioren heute den Fähigkeiten von 52-Jährigen aus dem Jahr 2006. Die Studie begründete dies unter anderem mit besserer Ernährung und Bildung, stellte aber auch den Zusammenhang zur Nutzung digitaler Medien – wie Smartphones – her und konnte so also herausfinden, dass die Beschäftigung mit Smartphones und Computern vier bis acht Jahre jünger mache. Die kognitiven Fähigkeiten würden demnach durch die Beschäftigung mit moderner Technik verbessert, da das Gehirn so beansprucht wird.

Die Gegenargumente

Auf der anderen Seite gibt es Studien, die zeigen, dass wir sehr viel Zeit mit unseren Smartphones verbringen und beispielsweise unser Gedächtnis häufig mit ihrer Hilfe entlasten, da sich kaum noch jemand Handynummern des Partners oder der engen Freunde auswendig merkt. Die Technik nimmt uns die Notwendigkeit, unser Gehirn mit solchen Dingen zu belasten. Ein ähnlicher Fall stellt sich bei Navigationsgeräten dar. Kaum jemand versucht noch mithilfe von Straßenkarten den Weg zu finden, sondern man verlässt sich auf das System, das man mittlerweile sowieso auf dem Smartphone immer dabei hat. Sind das nun technische Errungenschaften, die man mit Handkuss annimmt und sich darüber freut oder haben wir mehr Nachteile durch weniger kognitive Reize? Der Hirnforscher und Direktor der psychiatrischen Uniklinik Ulm, Manfred Spitzer, sieht eindeutig nur die negativen Seiten. Für ihn tragen die digitalen Medien zu einer fortschreitenden „Digitalen Demenz“ [1] unserer Gesellschaft bei. Für den Bestseller-Autor des gleichnamigen Buches steht fest, dass wir und vor allem unsere Kinder verdummen werden. Er malt Horrorszenarien aus, in denen die Demenzerkrankungen in Deutschland und weltweit derart zunehmen werden, dass wir in einigen Jahren zusätzliche Kosten für die Pflege in Milliardenhöhe stemmen werden müssen. Außerdem behauptet er, wir würden durch das Internet und insbesondere durch soziale Medien vereinsamen, da virtuelle Kontakte keine wahren Freunde wären und besonders Jugendliche aber mehr Zeit im Netz als mit reellen Freunden unterwegs verbringen würden.

Mittel gegen Einsamkeit: Soziale Netzwerke ergänzen face-to-face-Kommunikation

Dem widerspricht aber die Studie vom IIASA: Hier fanden die Forscher nämlich heraus, dass gerade Senioren die neuen Medien dazu nutzen, mit ihren Freunden in Kontakt zu bleiben oder sogar, um alte Freunde auf den Netzwerken zu suchen und mit ihnen wieder in Kontakt zu kommen. So werde gerade der Einsamkeit im Alter entgegengewirkt. Demnach sind Chats und Mails mit Smartphones vielmehr als Ergänzung zur klassischen face-to-face-Kommunikation zu sehen.

Maßvoller Genuss

Generell gilt: Es kommt immer auf das richtige Maß an. Wer sich mit moderner Technik beschäftigt kann sein Gehirn zum Beispiel mit Smartphone-Apps oder -Spielen trainieren, solange er nicht rund um die Uhr am Gerät hängt. Das Leben in der Realität darf natürlich nicht zu kurz kommen. Dazu gehört auch genügend Bewegung, um nicht in die Kategorie „Ich hänge den ganzen Tag am Computer und bewege mich nur zum Kühlschrank und zurück“ zu fallen. Dem Vorwurf, die exzessive Beschäftigung mit digitalen Medien schade nämlich unserer Gesundheit, kann man leicht entgegenwirken und übrigens sogar Gegenteiliges behaupten: Zahlreiche Fitness-Apps für unsere Smartphones erinnern uns an Trainingseinheiten, zeigen uns selbst Übungen und zählen fleißig Kalorien. Außerdem sollte man aber auch versuchen, nicht für jeglichen Dienst sein Smartphone zu verwenden. Manchmal kann es nicht schaden, wenn man beispielsweise auch noch ohne Navigationshilfe von A nach B kommt, denn auch auf Geräte ist nicht immer Verlass – in den unpassendsten Momenten ist der Akku dann einfach mal leer oder das Navi befiehlt die Abbiegung auf einen Fluss ohne Brücke. Ohne ein Gerät die ganze Zeit vor der Nase zu haben bekommt man zu alledem vielmehr von seiner Umwelt mit. Ab und zu ist es daher nicht schlecht, das Smartphone einfach mal bewusst auszuschalten – denn dem vermeintlichen Druck der ständigen Erreichbarkeit kann man sich zwar unterwerfen, muss es aber nicht.

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[1] Spitzer, Manfred (2012, Hrsg.): Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. Droemer: München.

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