Es war der 18. August 2000, als aus „Hans“ zumindest für einen Tag „Hans im Glück“ wurde. Schauplatz des Geschehens war das beschauliche Mainz, genauer gesagt die unscheinbaren Räume der sog. RegTP, der „Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation“. „Hans“ – das war der damalige Bundesfinanziminister Hans Eichel. In seinem in die Annalen eingegangenen Fazit freute er sich über „Unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von Staatsschulden“. Diese Formulierung war eine Anlehnung an den Mobilfunkstandard „UMTS“ und die Mehreinnahmen beliefen sich auf nicht weniger als die heute noch fantastisch anmutende Summe von 50,8 Milliarden Euro.
Soviel waren insgesamt sechs Mobilfunk-Betreiber damals bereit, für die Zukunft des mobilen Internet zu zahlen. Eine Zukunft, deren Durchbruch allerseits für spätestens 2002 erwartet wurde und die doch erst am 9. Januar 2007 so langsam zur Realität wurde – als nämlich tausende Kilometer entfernt Steve Jobs das erste iPhone vorstellte, mit dem erstmals das mobile Internet zum „must have“ für die Nutzer wurde. Als zehn Jahre nach der ersten Auktion nochmals UMTS-Frequenzen unter den Hammer kamen, standen am Ende gerade noch 4,38 Milliarden Euro zu Buche. Das mobile Internet war Realität, doch ebenso realistisch waren mittlerweile die Einschätzungen der Netzbetreiber, ob und wie sich hiermit Geld verdienen lässt.
Nunmehr steht wieder eine Frequenzauktion bevor und es ist nicht zu erwarten, dass Wolfgang Schäuble mit ähnlichen Luxusproblemen zu kämpfen haben wird wie damals Hans Eichel. Die Auktion steht im Zeichen einer völlig neuen ökonomischen Situation im Internet, wo mittlerweile große Plattformen wie Facebook, Apple, Google und Amazon das Geschehen zu dominieren scheinen. Außerdem konsolidert sich der Telekommunikations-Markt immer mehr. Die Nachfolgebehörde der RegTP, die Bundesnetzagentur, erwartet entsprechend auch nicht viel mehr als eine Milliarde Euro, die dann als Fördermittel umgehend in den Ausbau des Breitbandnetzes vor allem in ländlichen Gebieten in Deutschland fließen sollen.
Versteigert werden im Juni 2015 mehrere Frequenzblöcke in verschiedenen sog. „Frequenzbändern“. Am begehrtesten sind die angebotenen Frequenzblöcke im Spektrumsbereich von 700 MHz. Diese Frequenzen werden auch als „Digitale Dividende 2“ bezeichnet, weil sie durch die Digitalisierung der terrestrischen Radio- und Fernsehübertragung frei werden. Beim anstehenden Umstieg vom sog. DVB-T Standard auf den Nachfolger DVB-T 2 werden durch höhere Kompression weniger Frequenzen benötigt.
Realisiert werden soll mit den zusätzlichen Frequenzbändern in erster Linie der LTE-Ausbau („4G“) und langfristig soll bereits der Übergang zum Nachfolger „5G“ vorbereitet werden. LTE (Long Term Evolution) steht für die bereits beginnende Zukunft des mobilen Internet und technisch unter Laborbedingungen maximalen Bandbreiten bis zu 300 Mbit/s. Die Leistungsdaten von 5G klingen demgegenüber aus heutiger Sicht geradezu utopisch, wird doch hier über Bandbreiten bis zu 10.000 Mbit spekuliert. Außerdem soll 5G weniger Strom verbrauchen, also die Akkus künftiger Smartphone-Generationen schonen. Vor allem aber soll, so jedenfalls Trendforscher, spätestens mit 5G das Internet der Dinge zum Alltagserlebnis werden. Gemeint ist damit eine digitale Welt, in der praktisch alle Gegenstände unseres Alltags miteinander vernetzt sind und dafür natürlich Bandbreite benötigen.
In diesem Punkt hat die kommende Auktion doch etwas gemeinsam mit Hans Eichels Glückstag im August 2000. Sie ist auch eine Wette auf die digitale Zukunft. Dass die oft anders aussieht, als man es sich ursprünglich vorgestellt hat, kann man 2015 sehr schön aus dem Fernsehsessel beobachten: Der zweite Teil der „Zurück in die Zukunft“ Triologie spielt just heute. Immerhin: Den legendären selbstbindenden Schuh aus dem Film soll es ab Herbst tatsächlich zu kaufen geben – ganz ohne Internet übrigens.
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