Mit den Auswirkungen der neuen Domain-Endungen (neue Top Level Domains, nTLDs) auf Internet-Dienstleister und Domain-Anbieter, Unternehmen und Politik hat sich die diesjährige Konferenz newdomains.org beschäftigt (28. und 29. Oktober) - das nach Angaben der Veranstalter größte Treffen für nTLDs in Europa. Der eco Verband der deutschen Internetwirt und die zur United-Internet-Gruppe gehörende United-Domains AG hatten die Veranstaltung in München organisiert.

Grußwort und Lob vom ICANN-Chef

Der Präsident der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), Fadi Chehadé, lobte ausdrücklich die Internet-Industrie: "Die harte Arbeit von acht Jahren hat sich gelohnt." Und wie zum Beweis unterzeichneten die Verantwortlichen von .berlin und .wien mit der ICANN gleich an Ort und Stelle ihre Verträge, so dass die beiden neuen geografischen TLDs bald an den Start gehen können.

Experten diskutieren über die Folgen der neuen TLDs

Die Frage, wie die auf US-Recht basierenden Vertragswerke ICANNs, die für neue generische TLDs (gTLDs) anwendbar sind, mit nationalem Recht kollidieren und welche Lösungsmöglichkeiten in Konfliktfällen bestehen, diskutierte das von Thomas Rickert geleitete Expertenpanel "ICANN Contract vs. National Law". "Viele Unternehmen aus Deutschland werden demnächst Endungen wie ".ruhr", ".hamburg" oder ".nrw" vornehmlich für Kunden aus der Region anbieten." Dieses Beispiel zeige stellvertretend für viele die Brisanz der Frage auf: "Ist es angemessen, dass letztlich auch solche Domain-Registrierungen auf Basis von Verträgen nach US-Recht angeboten werden", erläuterte der Kompetenzgruppen-Leiter von eco. Für die Vergabe der neuen gTLDs ist die ICANN mit Hauptsitz in Los Angeles zuständig, mit der sowohl Registrierungsstellen wie auch akkreditierte Domainanbieter in Vertragsbeziehung stehen.

Experte: Generische TLDs schon in fünf Jahren signifikant

In den nächsten Wochen wird die Einführung hunderter neuer gTLDs wie etwa ".web", ".blog" oder ".mail" nach jahrelangen Vorarbeiten beginnen. Nach der Einschätzung von Domainanbietern wird deren Anteil am gesamten Domain-Markt bereits in fünf Jahren signifikant sein. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Registrar Atlas vom eco-Verband. Demnach gehen etwa ein Fünftel der Domainanbieter in Deutschland (21 Prozent) davon aus, dass der Anteil der neuen TLDs am Gesamtvolumen der verwalteten Domains in diesem Zeitraum bis zu 25 Prozent erreichen wird. Weitere 65 Prozent der deutschen Befragten rechnen immerhin noch mit einem bis zu zehnprozentigen Anteil. Rechtsanwalt Thomas Rickert, Leiter der Kompetenzgruppe Names & Numbers Forum bei eco, bezeichnet diese Entwicklung auch als "schleichende Internet-Revolution". Die Relevanz der neuen Domainendungen für Unternehmen zeige sich auch am regen Interesse an Veranstaltungen wie dem Kongress newdomains.org.

Durch neue Top-Level-Domains kein Rückgang der länderspezifischen Domainregistrierungen

Angesichts der bevorstehenden Einführung einer Vielzahl von neuen Endungen stellt sich die Frage, ob es durch die neuen gTLDs zu einem Rückgang der Domainregistrierungen bei länderspezifischen Top-Level-Domains (ccTLDs) wie ".de" kommen wird. Entsprechend den Ergebnissen der Studie gehen in Deutschland die Domainanbieter mit großer Mehrheit (81 Prozent) davon aus, dass es nicht weniger Registrierungen für die Domainendung ".de" geben wird. Lediglich 13 Prozent der Befragten gehen von einer Abnahme aus. Ein ähnliches Bild ergibt sich hierbei in den anderen untersuchten Ländern. So rechnet beispielsweise auch in Österreich (90 Prozent) eine große Mehrheit der Befragten damit, dass die neuen TLDs keine Auswirkungen auf die Anzahl der länderspezifischen Domainregistrierungen haben werden.

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 Grafik: 1&1

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Sebastian Schulte
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