btx_logoWas lange währte, ward endlich gut: Am 1. September 1983 startete offiziell der sogenannte Bildschirmtext (Btx) der staatlichen Deutschen Bundespost, Abteilung Fermeldewesen. Angekündigt worden war der Dienst bereits zur Internationalen Funkausstellung (IFA) im Jahr 1977. Vieles, was wir heute ganz selbstverständlich im Internet erledigen, war dank Btx erstmals möglich – wenn auch in vereinfachter Form. Online-Banking, Einkaufen am heimischen Computer oder aktuelle Nachrichten sowie die Kommunikation mittels Kurznachrichten gehörten zu den Funktionen von Btx.

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Falko Kuplent
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Eine dezentrale Struktur, wie wir sie vom Internet kennen, existierte allerdings nicht. Die Seiten wurden von den Anbietern oder entsprechenden Dienstleistern erstellt und dann auf zentrale Computersysteme der Bundespost übertragen. Es war zwar auch möglich, einen eigenen Rechner für seine Btx-Seiten zu betreiben, die Kommunikation lief aber trotzdem immer zuerst über die Systeme der Bundespost und wurde dann entsprechend weitergeleitet. Für den Zugang benötigte man entweder ein Btx-Terminal oder einen separaten Btx-Decoder, den man an ein vorhandenes Fernsehgerät anschließen konnte. Die Übertragung erreichte eine gemächliche Geschwindigkeit von 1200 Bits pro Sekunde in Empfangsrichtung und 75 Bits pro Sekunde in Senderichtung.

Die Grundgebühren waren gegenüber späteren Internetzugängen mit einer monatlichen Anschlussgebühr von 8 DM und einer Nutzungsgebühr von 4 DM zusätzlich zum Telefonanschluss recht günstig. Im Gegensatz zum Internet gab es im Btx aber viele Anbieter, die für die Nutzung ihrer Seiten zusätzliche Kosten von bis zu 9,99 DM in Rechnung stellten. Auch Btx-Dekoder waren in der Anfangszeit mit Preisen ab 2000 DM sehr teuer.

Außerdem gab es auch damals schon Diskussionen um die Sicherheit des Bezahlsystems bei Btx. 1984 erstellten Mitglieder des Chaos Computer Club eine kostenpflichtige Btx-Seite, die pro Aufruf Kosten von 9,97 DM verursachte und gelangten durch eine Sicherheitslücke an die Nutzerdaten der Hamburger Sparkasse. Von dieser Nutzerkennung riefen sie die Seite unzählige Male auf und kamen so in einer Nacht auf eine Summe von 134000 DM, die die Sparkasse theoretisch hätte entrichten müssen. Dieser Angriff betraf allerdings nur das Bezahlsystem für Seitenaufrufe, nicht das Onlinebanking.

Immer mehr attraktive Inhalte ergänzten das System und machten es zu einer hervorragenden, stets aktuellen Informationsquelle. Es gab unter anderem ein Telefonbuch, Online-Shopping von Neckermann, Otto und Quelle, Reisebuchungen von TUI, Börsenkurse in Echtzeit, einen Weltflugplan der Lufthansa, Buch- und Musikverzeichnisse und Fahrpläne der Bahn und natürlich die Möglichkeit, Nachrichten mit anderen Nutzer auszutauschen.

Durch den Btx-Staatsvertrag war es der Bundespost allerdings zur damaligen Zeit nicht erlaubt, diese umfangreichen Angebote aktiv zu bewerben. Hier nutze die damalige 1&1 Telekommunikations GmbH im Jahre 1992 ihre Chance und startete eine Marketing-Initiative für Btx in der Computer-Fachpresse. Computermagazinen wurden Flyer beigelegt, die unter dem Titel „Hier sind 60 von 3000 hervorragenden Angeboten in Btx“ den hohen Nutzwert von Btx anpriesen. Trotzdem kam Btx nie auf die angestrebten Nutzerzahlen von mehreren Millionen.

Das änderte sich auch nicht, als der Dienst mit neuer Technik im Hintergrund in Datex-J umbenannt wurde. Erst durch ein neues Angebot, das Btx mit einem Internetzugang verband, setzt sich Btx durch. Lange wurde es außerdem noch für Online-Banking genutzt, weil  die entsprechenden Angebote im Internet noch nicht sicher und ausgereift waren. 2001 wurde Btx offiziell eingestellt, manche Banken nutzen es allerdings noch bis 2007 für ihre Online-Transaktionen.

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