Foto: carpooling.com GmbH

Mitfahren liegt voll im Trend. Ob Studenten, Geschäftsleute, Berufstätige, kurzentschlossene Reisende oder Liebende in einer Fernbeziehung, mehr als eine Million Fahrten pro Monat vermittelt alleine die größte Mitfahrbörse, Mitfahrgelegenheit.de. Mancher Bahnhofsvorplatz gleicht am Wochenende einem zusätzlichen Bahnsteig. Meist junge Menschen warten hier mit kleinem Gepäck auf ihre Begleitung für die nächsten Stunden. Inzwischen läuft auch hier alles per Webportal oder Smartphone-App.

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Christian Gora
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Die Idee ist so einfach wie erfolgreich: Ihr fahrt von Hamburg nach München und sucht nette Unterhaltung für die Strecke? Dann könnt ihr eure Fahrt in einer der zahlreichen Mitfahrbörsen online inserieren. Dabei lohnt sich der Blick auf die Karte: Welche größeren Städte liegen auf meinem Weg? So kann ein zusätzlicher Halt in Hannover, Leipzig oder Nürnberg zusätzliche Mitfahrer anlocken. Sucht euer potenzieller Mitfahrer eine Mitfahrgelegenheit von Nürnberg nach München, so bekommt er eure inserierte Strecke als Teilstrecke angezeigt. Neben der Ersparnis schätzen viele Fahrer die Unterhaltung durch die Mitfahrer. Neben den großen Städteverbindungen finden sich auf den Portalen auch Fahrgemeinschaften für Pendler im Nahverkehr.

Für großen Unmut sorgte das Portal Mitfahrgelegenheit.de Ende März. Fahrer müssen dort jetzt ab einer Strecke von 100 Kilometern eine Abgabe von elf Prozent an die Betreiber entrichten. Dazu muss verpflichtend das Buchungssystem genutzt werden. Im Klartext heißt das: Fahrten können nicht mehr allein durch einen persönlichen Anruf geregelt werden, sondern potenzielle Mitfahrer müssen sich zunächst registrieren, um die Kontaktdaten einsehen zu können. Das soll für die Fahrer Planungssicherheit garantieren, da Mitfahrer bei Nicht-Antritt der Fahrt zur Rechenschaft gezogen werden können. Das neue Bezahlsystem ersticke nach Meinung der Kritiker jedoch jegliche Ungezwungenheit und Spontanität im Keim. Ein Mitfahrer kann zwar auch noch bei Fahrtantritt bar zahlen, dann wird jedoch die Bankdaten-Eingabe für den Fahrer verpflichtend. Ende des Monats erhalten die Fahrer eine Rechnung mit der Gesamtgebühr aller Fahrgäste, die am Monatsende eingezogen wird.

Foto: Mitfahrnetzwerk flinc

Die Einführung des Buchungssystems löste eine Protestwelle in den sozialen Netzwerken aus. In einer Facebook-Gruppe werden Links zu alternativen Angeboten ausgetauscht und neue Wettbewerber machen auf sich aufmerksam. Als unmittelbare Reaktion entstand die Plattform BesserMitahren.de. Eine Registrierung ist dort nicht notwendig, Fahrten können jederzeit mobil mit dem Smartphone gebucht werden. Auch der 2006 in Frankreich gegründete Anbieter Blablacar.de ist auf dem deutschen Markt gestartet. Mitfahren ist auch hier ohne Buchungssystem möglich, lediglich eine Registrierung und eine Verifizierung der Handynummer sind notwendig. Der Fokus liegt besonders auf dem sozialen Aspekt des Mitfahrens. Wer sich anmeldet muss angeben, wie viel er auf der Autobahn quatscht. Dabei könnt ihr selbst aussuchen ob ihr lieber einen Bla (ruhiger Zeitgenosse) oder einen Blablabla (Vielredner) neben euch im Auto haben möchtet. Neben BesserMitfahren und BlaBlacar gibt es mittlerweile weitere Mitfahrbörsen. Auch die Plattformen Drive2day, Fahrgemeinschaft.de und flinc überlassen die Vermittlung dem Fahrer und potenziellen Mitfahrern.

Problem: Durch die zahlreichen Plattformen verteilen sich die Nutzer auf die verschiedenen Mitfahrbörsen. So ist es oft schwierig, geeignete Fahrten oder Mitfahrer zu finden. Eine Möglichkeit, das Chaos zu überblicken, liefern Metasuchmaschinen wie Fahrtfinder.net und Mitfahrsuche.com. Die Suche lohnt sich allemal.


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