Suchmaschinen-Optimierer stehen vor einem Problem, über das sie nicht gerne reden. Zumindest nicht öffentlich. Die Platzierungen Ihrer Kunden in den Suchmaschinen-Rankings können sie immer weniger garantieren. Mehr noch: Auf welchem Platz die Webseiten ihrer Kunden überhaupt zu finden sind, vermögen SEO-Experten nicht mehr sicher festzustellen. Den Grund für das Problem: die personalisierte Suche. Eine Studie der University of London hat gezeigt, wie die personalisierte Suche das Ranking bei Google beeinflusst.
Die Londoner Forscher Martin Feuz, Matthew Fuller und Felix Stalder haben die personalisierte Suche bei Google unter die Lupe genommen. Sie wollten wissen:
- Wie, wann und wie stark greift sie in die Suchergebnisse ein?
- Was könnten die wichtigsten Ziele der Suchmaschine dabei sein?
Das Ergebnis der Studie verwundert auf den ersten Blick kaum: Google will damit vor allem seinen Werbekunden interessante Zielgruppen präsentieren. Doch das heißt auch, dass Google durch die personalisierte Suche schon viel stärker ins Ranking eingreift, als es manch einer vermutet. Dabei spiele es keine Rolle, so das Forscher-Trio, ob ein Nutzer nach einem bestimmten Begriff oder Thema bereits früher gesucht habe.
Wer suchet, der findet – das gilt in Anbetracht der Informationsflut im Internet heute nur noch begrenzt. So muss eine Suchmaschine bei der Anfrage etwa nach dem Begriff „Golf“ erkennen, worum es sich dabei handelt: eine Automarke, eine Sportart oder eine Meeresbucht. Dazu analysiert die Suchmaschine anhand der Historie, auf welche Ergebnisse früher geklickt wurde und auf welche nicht. Außerdem versucht die Suchmaschine, den Nutzer bestimmten Gruppen zuzuordnen, die seine Interessen widerspiegeln. Dazu werden vorhandene Daten aus früheren Suchergebnissen ausgewertet.
Wie die drei Forscher nachweisen konnten, werden Suchanfragen auch dann personalisiert, wenn sie ein völlig anderes Thema zum Gegenstand haben als vorher. Um das herauszufinden, haben Feuz, Fuller und Stalder drei Benutzerkonten angelegt. Aus Büchern der Philosophen Immanuel Kant, Friedrich Nietzsche und Michel Foucault generierten die Wissenschaftler daraufhin Suchanfragen – und trainierten die Suchmaschine.
Während des Experiments hat das Forscher-Trio die so erhaltenen Suchergebnisse sieben Mal mit den Ergebnissen eines nicht anonymen Nutzers verglichen. Dabei nutzten sie in einigen Durchläufen teils passende Begriffe aus den Werken der Philosophen, später kamen populäre Stichwörter des Bookmarking-Dienstes delicious.com hinzu. Auf diese Weise konnten die Briten ermitteln, wann und wie Google die personalisierte Suche einsetzt:
- Die Personalisierung findet meistens nur auf den ersten zehn Seiten der Ergebnissuche statt. Andere Ranking-Faktoren scheinen derzeit offenbar noch gravierender zu sein als die personalisierte Suche, schlussfolgern die Autoren der Studie daraus.
- Ob die Suche thematisch mit früheren Suchen verknüpft ist, spielt keine Rolle. Google personalisiert dennoch. Daraus leiten die britischen Forscher ab, dass dass Google tatsächlich versuche, ein Persönlichkeits- und Interessenprofil des Nutzers aus seinen bisherigen Suchen zu erstellen.
Foto: iStockPhoto.com
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