Geht es beim Outsourcen um die Verlagerung von Arbeitsprozessen auf externe Dienstleister, so handelt es beim Crowdsourcing (von Englisch crowd, die Menschenmenge) um die meist unbezahlte Mitarbeit von Freiwilligen an Unternehmensprojekten über das Internet.

Immer mehr Unternehmen setzen auf Crowdsourcing. Anders als bei der Open-Source-Bewegung geschieht dabei alles auf Zuruf. Seit langem ist in vielen Unternehmen der Trend spürbar, Aufgaben an Kunden „auszulagern“. Vielerorts sind Kunden inzwischen ihr eigener Börsenmakler und Finanzmanager, bestellen Bahn- und Flugtickets übers Internet oder entwickeln Designs für Produktverpackungen. So sparen Firmen Kosten und profitieren von kreativen Ideen ihrer Kunden.

Crowdsourcing geht noch einen Schritt weiter. Über entsprechende Plattformen können Nutzer sich an Projekten beteiligen, die sie für interessant halten. Zu den bekanntesten Beispielen für erfolgreiches Crowdsourcing gehört das Online-Lexikon Wikipedia, bei dem jeder Internetnutzer Einträge erstellen oder korrigieren kann. Beliebt ist es aber auch bei Software-Schmieden, für die so manche IT-Fachleute ihren Feierabend investieren, um Ideen zu neuen Entwicklungen beizusteuern. Ein Computerspiele-Hersteller, der über das Internet Interessierte suchte, die sich an der Entwicklung eines neuen Computerspiels beteiligen wollten, fand mehr als 20.000 Freiwillige, darunter Programmierer, Musiker, Designer und Animationskünstler.

Der wohl bekannteste Nutzer von Crowdsourcing aus dem IT-Bereich dürfte Google sein. Der Suchmaschinenriese nutzte Crowdsourcing unter anderem für sein mittlerweile eingestelltes Wissensportal Knol  oder beim Google Building Maker, bei dem Hobbymitarbeiter für Google Earth virtuelle Kopien realer Gebäude erstellen können. Unter Google Product Ideas haben Interessierte die Möglichkeit, Vorschläge für neue Produkte zu machen und die Produkte anderer zu bewerten.

Auch Unternehmen aus anderen Branchen, von Konsumgüter-Herstellern bis hin zu Luft- und Raumfahrttechnik nutzen Crowdsourcing. Über Online-Ideenbörsen loben sie häufig Geld- oder andere Preise für die Lösung bestimmter Aufgabenstellungen aus; mit den Antworten der Teilnehmer werden dann die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen unterstützt.

Doch nicht immer ist Crowdsourcing erfolgreich. Denn aus der Menge der Nutzer kann sich mitunter riesiger Informationsüberschuss ergeben, der zu falschen Ergebnissen führt. So hatte beispielsweise Amazon 2007 versucht, über seine Crowdsourcing-Plattform „Mechanical Turk“ die Suche nach dem verschollenen Abenteurer Steve Fosset zu unterstützen. Rund 50.000 Freiwillige hatten dafür Satellitenfotos des Gebietes ausgewertet, in dem Fossets Flugzeug abgestürzt war. Nach zwei Monaten brach Amazon die Aktion jedoch erfolglos ab – es hatte zu viele Falschmeldungen gegeben.

 

Foto: Ben Chams, Fotolia.com

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Sebastian Schulte
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