Für Einzelhändler in Deutschland ist 2012 laut Statistischem Bundesamt kein leichtes Jahr gewesen. Nach der aktuellen Schätzung liegt der Gesamtumsatz des Einzelhandels um etwa 0,2 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Wer sein Geschäft online betreibt, steht besser da: Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) prognostiziert für das Gesamtjahr 2012 einen E-Commerce-Umsatz von 27,5 Milliarden Euro, das entspricht einem Plus von 26,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2011. Damit steht 2012 in der Tradition der Vorjahre: Erneut musste der bvh seine Prognose nach oben korrigieren, E-Commerce übernimmt jährlich immer größere Teile des Gesamtumsatzes des Einzelhandels vom traditionellen Ladengeschäft.
Doch auch Onlinehändler stehen vor der kontinuierlichen Herausforderung, ihre Kunden an sich zu binden und eine attraktive Shopping-Umgebung zu bieten. Kunden können überall einkaufen: im Laden, zuhause am Laptop oder PC und unterwegs über Smartphones und Tablets. Die Shoppingmeile ist jetzt überall. Bei einer solch großen Auswahl gilt es, Trends früh zu erkennen. 2013 ist dies wichtiger als je zuvor, denn laut bvh werden die Umsätze im E-Commerce weiter steigen, während neue Technologien das Einkaufsverhalten der Kunden massiv beeinflussen. So weit, dass die Kategorien „Online“ und „Offline“ schon bald abgeschafft werden könnten.
Rakuten, nach eigenen Angaben weltweit drittgrößtes E-Commerce-Unternehmen, hat vier dieser E-Commerce-Trends zusammengetragen, die das Jahr 2013 prägen werden und auf die sich Händler einstellen sollten:
1. On- oder offline? Noline!
„Multichannel“, das Schlagwort der vergangenen Jahre, entspricht nicht mehr der Realität des Shoppingverhaltens. Eine Unterscheidung zwischen On- und Offline findet kaum mehr statt, Kunden informieren sich, vergleichen und kaufen auf den Wegen bei einem Anbieter, die ihnen am besten gefallen. Eine bewusste Unterscheidung nimmt der Kunde nicht mehr vor, aus „online“ und „offline“ wird „noline“. Händler stellt das vor die Herausforderung, dem Kunden über alle Berührungspunkte hinweg das Einkaufserlebnis zu bieten, das er gewohnt ist. In diesen Erwartungen liegt viel Potential für Kundenbindung – aber auch das Risiko, Kunden zu enttäuschen und damit zu verlieren. Spezialisierte Apps, QR-Codes und Augmented Reality (erweiterte Realität) werden 2013 eine bedeutendere Rolle spielen als bisher. Gemeinsam mit neuen Bezahlmöglichkeiten wie Apples Passbook wird dies Shopping on- und offline verändern – der nächste Schritt bei der Verschmelzung der Absatzkanäle.
2. Bezahlen wie ich will
Kunden, die nicht mehr in eingefahrenen Shopping-Kanälen denken, verändern auch ihr Bezahlverhalten. Wie schnell und einfach ein Produkt bezahlt werden kann, entscheidet oft maßgeblich über den Kauf. Bezahlmethoden über Mobilgeräte werden den Kaufprozess 2013 weiter verändern. PayPal und iTunes haben bereits mit der Zentralisierung von mobilen Transaktionen begonnen. Doch der nächste Schritt wird von Anbietern wie Square gegangen, die Kreditkartenzahlung über kompakte, an das Smartphone anschließbare Geräte ermöglichen. Ganz gleich, ob auf Rechnung oder per Kreditkarte, ob zuhause oder unterwegs: Das Bedürfnis, individuell über den bevorzugten Zahlungsweg zu entscheiden, wird Händlern mit einer breiten Palette an Zahlungsmethoden auch künftig einen entscheidenden Vorteil verschaffen.
3. Die Online-Frischetheke – alles bitte gleich!
Heute kann fast alles online geordert werden – bis auf Lebensmittel. Dieser bisher kaum erschlossene Markt wird nach vorsichtigen Anfängen, wie dem der Müsli-Spezialisten von MyMuesli, in diesem Jahr große Schritte machen, denn er wird durch eine andere Entwicklung begünstigt: Same Day Delivery. Nach ersten Vorstößen steigt die Nachfrage nach der Lieferung noch am Bestelltag. Das Verlangen nach schneller Lieferung bereitet den Weg für eFood: Logistikdienstleister wie DHL bauen ihre Infrastruktur auch für Kühlketten weiter aus und die ersten Anbieter positionieren sich mit dem Versand von frischen Lebensmitteln. Egal, ob der heißersehnte Laptop oder eine Gemüseauswahl für das Abendessen mit Freunden – die unmittelbare Verfügbarkeit ist kein Alleinstellungsmerkmal des stationären Handels mehr , auch die Lieferung am gleichen Tag lässt den Unterschied zwischen On- und Offlinehandel immer mehr verschwimmen.
4. Mehr Videos bei Händlern und Kunden
Zahlen von Rakuten Deutschland belegen, dass Videos zu Produkten den Absatz maßgeblich begünstigen: „In der Regel verkauft sich das gleiche Produkt bei in der Produktbeschreibung enthaltenen Videos durchschnittlich viermal so oft wie Produkte ohne Video“, stellt Beate Rank, CEO von Rakuten Deutschland, fest. Kaum verwunderlich, denn Kunden setzen selbst auf das Medium: „Unboxing“-Videos und Video-Reviews sind bereits populär und werden 2013 eine immer wichtigere Rolle spielen. Händler, die in Videos mit Fachwissen und Beratung punkten können, begegnen diesen Kunden auf Augenhöhe.
Foto: iStockPhoto.com
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