Google legt sich wieder mit allen an. Der Internet-Riese, der schon mal den Autokonzern BMW mit Suchergebnis-Entzug bestrafte und mit chinesischen Behörden wochenlang um einen Kompromiss zur Zensur der google.cn Ergebnisse pokerte, hat nun die mächtigen deutschen Zeitungsverleger im Fadenkreuz.

Diese nämlich möchten gerne von den sprudelnden Gewinnen der Suchmaschine etwas in den eigenen Teich umleiten. Als Umwälzpumpe soll das sogenannte "Leistungsschutzrecht" dienen (wir berichteten dazu im Dezember).

Ein Leistungsschutzrecht wäre ein äußerst interessantes Geschäftsmodell, glauben manche Verleger-Lobbyisten. Es soll die Marktstellung ihrer Printprodukte trotz der zwischenzeitlichen Erfindung des Internets langfristig sichern. Vorausgesetzt, das neue Recht wird gesetzlich verankert.

Zahlen sollen dann aber nicht nur Google, sondern vor allem die deutsche Wirtschaft. Für jeden Unternehmens-PC und jedes berufliche genutzte Handy könnte deshalb eine monatlichen Abgabe drohen.

Tatsächlich entstünde eine gewaltige neue Online-Gewerbesteuer. Insider rechnen aufgrund der kommunizierten Zahlen vor, dass sie, um die Internet-Aktivitäten der deutschen Verlage finanziell wirklich zu stabilisieren, einen Ertrag von einer bis 1,5 Milliarden in die Branchenkassen spülen müsste. Wobei auch Autoren und Journalisten einen Schluck abbekommen sollen, damit sie der Rechtewahrnehmung durch die Verleger zustimmen. Umgerechnet ergibt sich eine Abgabe von 3 bis 5 Euro im Monat für jeden der etwa 23 Millionen Büro-PCs und weitere Millionen gewerblich genutzter Smartphones.

Ob wirklich, wie von Google-Anwalt Arnd Haller befürchtet, deshalb deutsche Unternehmen ihren Internet-Anschluss kappen könnten, bleibt angesichts starker Vernetzung und Abhängigkeit vom neuen Medium sowie Supply-Chains und Collaboration zweifelhaft. Wahrscheinlicher ist, dass die Millionen kleiner und mittelständischer Unternehmen gar keine andere Chance haben, als mit ihren Geschäftspartnern weiter über das Internet zu kommunizieren. Ein Ausweg wäre allenfalls eine Art Presse-GEZ-freie Version des Internets, die alle mit einer Leistungsschutzgebühr belegten Angebote ausfiltert. Technisch nicht sonderlich aufwändig realisieren ließe sich das beispielsweise über den DSL-Router, mit dem die meisten kleineren Unternehmen surfen.

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