Mindestens 200 Millionen Mädchen und Frauen sind von der weiblichen Genitalverstümmelung in weltweit 30 Ländern betroffen. Die Hälfte der Mädchen lebt dabei in nur drei Ländern: Indonesien, Ägypten und Äthiopien. 44 Millionen sind bei der Beschneidung unter 15 Jahre alt. Die Vereinten Nationen haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2030 soll die weibliche Genitalverstümmelung in allen Ländern der Vergangenheit angehören.

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Susanne Stocker
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Zugegeben: Es ist kein leichtes Thema. Umso wichtiger ist, dass es offen angesprochen wird. Beschneidung ist vor allem in Regionen Afrikas und Asiens sowie im Nahen Osten ein Problem, jedoch durchaus weltweit verbreitet. Auch in Europa, Australien und Nordamerika findet sie nach wie vor Anwendung.

Meist wird die Prozedur traditionell und ohne medizinisches Fachpersonal vollzogen. © UNICEF

Meist wird die Prozedur traditionell und ohne medizinisches Fachpersonal vollzogen. © UNICEF

Fast überall wird der Eingriff vor dem fünften Lebensjahr unternommen. Beispielsweise im Jemen werden 85 Prozent der Mädchen in ihrer ersten Lebenswoche beschnitten. Meist wird die Prozedur traditionell und ohne medizinisches Fachpersonal vollzogen.

Was versteht man unter der weiblichen Genitalverstümmelung?
Dazu zählen jede vollständige oder teilweise Entfernung der äußeren, weiblichen Genitalien oder anderweitige Schädigungen. Fakt ist: Das oft gesundheitsgefährdende Vorgehen entbehrt jeglicher medizinischer Notwendigkeit.

Die weibliche Genitalverstümmelung, oftmals nur mit einer einfachen Rasierklinge oder einem Messer durchgeführt, kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen hervorrufen. Neben Blutungen und Infektionen besteht die Gefahr von Unfruchtbarkeit oder Tod.

Warum wird die Beschneidung durchgeführt?
Wenn alle negativen Fakten betrachtet werden, kommt die Frage auf, warum die Behandlung überhaupt noch ausgeführt wird. Die Antwort darauf ist vielfältig: eine über tausendjährige Tradition, soziale Zwänge, die kulturelle Identität sowie religiöse Gründe spielen eine Rolle.

Viele Familien glauben, dass die Beschneidung eine angemessen Erziehung und spätere Heirat ihrer Töchter sowie die Familienehre garantiere. Selbst Familien, die die sozialen Vorteile bezweifeln, geben oft den gesellschaftlichen Normen nach.

Aufklärung in Familien und Gemeinden ist essentiell. © UNICEF

Aufklärung in Familien und Gemeinden ist essentiell. © UNICEF

Was wird gegen die Beschneidung getan?
Die Maßnahmen im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung sind komplex und vielfältig. So haben zum Beispiel UNICEF und der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen 2008 das weltgrößte Programm ins Leben gerufen, um den Verstümmelungen ein Ende zu setzen.

Ansätze sind ebenso unterschiedlich wie die Beteiligten: Sie reichen von einem völligen Verzicht ganzer Gemeinden auf diese Praxis über medizinische Schulungen bis hin zu intensiver Aufklärungsarbeit. UNICEF arbeitet in 22 Ländern direkt mit Familien, religiösen Vertretern, Gemeinden bis hin zu Regierungen zusammen.

Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt die Initiativen der Vereinten Nationen, um die Rechte von Mädchen weltweit zu stärken, Schäden künftig zu vermeiden und die unnötige Tradition zu beenden.

Erste Erfolge machen Hoffnung
Insgesamt ist es heute dreimal weniger wahrscheinlich, dass ein Mädchen beschnitten wird als noch vor 30 Jahren. In Kenia und Tansania ist die Häufigkeit beispielsweise auf ein Drittel zurückgegangen, bedingt durch eine Beteiligung der Gemeinden und entsprechender Gesetze.

Auch die Einstellung der Menschen hat sich geändert: Die Mehrheit der Frauen und Männer denkt, dass die Genitalverstümmelung enden muss – jedoch geben sie noch zu oft dem Druck der Gesellschaft nach.

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